Mehr als altes Eisen: Industriekultur in Dortmund
Industrie und Kultur - wie soll das unter einen Hut passen? Ja, zugegeben: Der Begriff „Industriekultur“ wirkt sperrig. Wenn du aber in Dortmund bist und dich auf die Stadt einlässt, wirst du schnell verstehen, wie sehr die Industrie die Menschen und das Leben auch heute noch prägt - und genau das ist Kultur.
Anders als viele andere Ruhrgebietsstädte ist Dortmund ziemlich erfolgreich bei dem, was landläufig als Strukturwandel bezeichnet wird. Die Stadt entwickelt sich seit Jahrzehnten zu einem Zentrum für Informations- und Biotechnologie. Und dennoch: Wer in Dortmund geboren ist, trägt ein bestimmtes kulturelles Erbe in sich, denn irgendwie haben wir dann doch alle Wurzeln in der Industrie. Immer hat irgendein Verwandter oder Bekannter auf einer Zeche oder bei „Karl Hoesch“ gearbeitet.
Und egal, wo du dich durch Dortmund bewegst, die Spuren von Kohle, Stahl und Bier sind allgegenwärtig.
Kohle, Stahl und Schlacke
Die Römer? In Dortmund? Nein, bloß eine Müllkippe!
Kokerei Hansa: Dortmunds größter Backofen
Stahl: Über den Skywalk auf den Hochofen
Was macht die „Kultur“ in Industriekultur?

Für drei bis vier Generationen gehört die Schwerindustrie einfach zum Stadtbild dazu. Inzwischen leben hier Kinder, die gar nicht mehr wissen, was ein Hochofen ist. Aber wir bewegen uns täglich durch diese Kulisse. Vieles ist zum Abreißen zu schade oder einfach zu groß - oder der Boden zu verseucht, um dort zu arbeiten oder zu wohnen.
Dortmund hatte nie ein Empire State Building, aber den Kühlturm der Union-Brauerei. Kennse nich? Kennse doch! Der Turm heißt heute „Dortmunder U“ und ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwierig der Umgang mit brachliegenden Industriebauten ist.
Der Turm ist so groß, dass er alleine ein ganzes Haushaltsloch stopfen könnte. Aber er ist eben auch seit Jahrzehnten ein Dortmunder Wahrzeichen. Er steht sinnbildlich für das, was Industriekultur ist.
Solche Brachen findest du überall, und oft genug erinnert nur noch ein Straßenname oder der Name eines Gewerbeparks an das industrielle Erbe.
Wir im Ruhrgebiet sind da vielleicht komisch, aber wir finden es schön, unser Hochzeitsfoto vor einem Hochofen zu machen oder gleich auf einer alten Zeche zu heiraten. „Eine gute Visitenkarte für die Stadt“ sei die Hochzeit seiner Tochter Veronika auf Zeche Zollern gewesen, sagte kein Geringerer als Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber - und der Mann hat Neuschwanstein vor der Haustür.
ExtraSchicht: Die lange Nacht der Industriekultur

Einmal im Jahr wird das Alteisen im Revier besonders herausgeputzt. Dann ist „ExtraSchicht“. Zwischen Moers und Hamm werden dann Relikte aus dem Zeitalter der Industrie mit Konzerten, Lichtkunst oder Theater-Aufführungen zu neuem Leben erweckt. Da kommt dann wirklich Kultur in die Industrie.
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Schon gewusst?
Wer bei Hoesch gearbeitet hat, hat bei „Karl Hoesch“ gearbeitet, obwohl es ihn nie gegeben hat. Viele Menschen hielten das lange Zeit für einen Privatwitz ihres Opas, aber „Karl Hoesch“ hat sogar einen Wikipedia-Eintrag.