Dortmund als Schmelztiegel der Religionen
Noch heute prägt der Turm der evangelischen Reinoldikirche das Stadtbild von Dortmund. Selbst vom Dortmunder Süden aus kann man hie und da die Kirchturmspitze hinter einem Hügel hervorlugen sehen. Die Kirche bildet den Mittelpunkt des mittelalterlichen Stadtkerns und ist Dortmunds Stadtpatron, dem Heiligen Reinoldus geweiht. Vom Kirchturm aus hast du einen schönen Blick auf die City. Beeindruckend ist auch das hölzerne Chorgestühl mit seinen feinen Schnitzereien. Hier nahmen im Mittelalter übrigens keine kirchlichen Würdenträger Platz, sondern die Oberschicht der Stadt: die Kaufleute.
Gegenüber der Reinoldikirche befindet sich die ebenfalls evangelische Marienkirche. Ihr Interieur ist wesentlich schlichter als das der Reinoldikirche. Schön ist aber auch sie, allen voran wegen des farbenfrohen Marienaltars von Conrad von Soest und dem nicht weniger prächtigen Berswordt-Altar.
Willst du dein „Goldenes Wunder“ erleben, musst du in die evangelische Petrikirche gehen. Dort steht das „Goldene Wunder von Westfalen“, ein mächtiger hölzerner Schnitzaltar. Größe und Detailreichtum machen das Antwerpener Retabel zu einem der größten gotischen Schnitzwerke überhaupt.
Mitten in der City befindet sich die einzige katholisch gebliebene Innenstadt-Kirche, die Propsteikirche. Äußerlich eher unscheinbar, ist das Innere der Klosterkirche durchaus sehenswert. Denn im Fuß ihres Altars befindet sich ein kleines Kästchen, in dem ein Teil der Reliquien des Heiligen Reinoldus aufbewahrt wird. Die Reinoldikirche hatte nach der Reformation kein Interesse mehr an den Gebeinen. Auf Umwegen gelangte zumindest ein Teil wieder nach Dortmund und fand in der Propsteikirche eine neue Heimat.
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Die Industrialisierung prägt Dortmunds Glaubensvielfalt
Die meisten der alten, mittelalterlichen Dortmunder Kirchen sind seit der Reformation evangelisch. Katholische Gotteshäuser sind meist neueren Baujahrs, was mit dem Zuzug von katholischen Bergleuten und Stahlkochern aus dem heutigen Polen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu tun hat.
Die Industrialisierung hat aus der protestantischen Kaufmannsstadt Dortmund einen Schmelztiegel der Nationen und Religionen gemacht. Mittlerweile ist jeweils knapp ein Drittel der Bevölkerung evangelisch bzw. katholisch. Der Rest ist ein bunter Mix aus Religionen aus aller Herren Länder.
Die größte nicht-christliche Glaubensgemeinschaft sind die Muslime. Wusstest du, dass in Dortmund die erste von der Türkei offiziell zugelassene Moschee steht? Die heutige Dortmunder Zentralmoschee befindet sich in der Nordstadt, genauer gesagt, an der Kielstraße. In Dortmund-Hörde befindet sich die von einer prachtvollen Kuppel gezierte Ditib-Moschee.
Jüdisches Leben spielt leider keine große Rolle mehr in Dortmund. Aber es gibt eine wachsende jüdische Gemeinde, die auch Führungen durch ihre Synagoge anbietet. Vor der Machtergreifung der Nazis stand die große Synagoge dort, wo heute das Stadttheater steht. Der Prachtbau wurde bei der Eröffnung durch den Oberbürgermeister im Jahr 1900 als „Zierde der Stadt, gebaut für Jahrhunderte“ bezeichnet. Noch vor den Novemberpogromen 1938 wurde sie abgerissen.
Auch zahlreiche orthodoxe Christen aus der ehemaligen UdSSR, Griechenland und Ex-Jugoslawien haben sich in Dortmund niedergelassen. Die Stadt ist Sitz der orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.
Aber auch in Deutschland weniger verbreitete Glaubensrichtungen spielen eine Rolle im spirituellen Leben der Stadt. So gibt es drei buddhistische Tempel sowie einen hinduistischen Shiva-Tempel. Für die Tamilen in Dortmund ist jedoch der Tempel in Hamm von größerer Bedeutung.