Woll und Wonnich - so geht Dortmunderisch
Als Gast in Dortmund wirst du keine Verständigungsprobleme haben, wie das vielleicht in anderen deutschen Landstrichen schon mal der Fall sein kann. Wie alle Menschen im Ruhrgebiet sprechen auch die Dortmunderinnen und Dortmunder reinstes Hochdeutsch. Also fast.
Das Ruhrdeutsch oder die Ruhrgebietssprache hat leider keinen guten Ruf. Es gilt als Proletensprache, als Dialekt einer sozialen Schicht. Das ist natürlich Käse, denn selbst in Gelsenkirchen wirst du Menschen finden, die in der Verwaltung oder gar im Management arbeiten und trotzdem „datt“, „watt“ und „sowatt“ sagen. Da schicken wir doch glatt mal einen solidarischen Gruß rüber in die „verbotene Stadt“.
Wobei: Ein bisschen anders sprechen wir ja schon als die Leute im Rest des Potts, vor allem so ab Herne, Bochum, Essen. Das Dortmunder Ohr erkennt, ob jemand aus Dortmund kommt, und ganz Geübte hören sogar raus, ob jemand aus dem Süden der Stadt kommt. Das hat Gründe.
Ruhrgebietssprache kurz erklärt
Sprachlich liegt Dortmund nämlich dort, wo es auch landschaftlich liegt: auf der Grenze zwischen plattem Münsterland, bergigem Sauerland und industriellem Ruhrgebiet. Dortmund war nie ausschließlich Industriestadt, sondern immer auch stark in den Bereichen Handel. Auch die Versicherungsbranche hat eine große Tradition in der Stadt.
Das wirkt sich bis heute auf die Sprache aus, vor allem bei Alteingesessenen im Dortmunder Süden, deren Sprache immer ein bisschen edler klingt als die von Menschen, die aus einer Arbeiterfamilie in Eving kommen.
Aus dem Westfälischen hat sich die „r“-lose Sprache eingeschlichen. Es fängt ja schon mit dem Namen der Stadt an. „Doatmund“ heißt das. Und ein Gaul heißt hier wie im ganzen westlichen Westfalen „Fäad“, immer ohne „p“, genau wie in „Fadfinder“. Und nur beim Versuch, Hochdeutsch zu sprechen, heißt der BVB „Borussia“ mit einem „o“. „Brussia“ und „Berussia“ sind der hochsprachlichen Variante mindestens gleichgestellt.
Natürlich haben sich hier auch die für den Ruhrpott typischen Kurzformen „kommse“ für „Kommst du“, „wenne“ für „wenn du“ oder „hömma“ für „hör mal“ eingebürgert. Der Ton wirkt auf dich vielleicht manchmal etwas rau, ist aber gar nicht so gemeint. „Saukopp“ ist zum Beispiel nicht in jedem Kontext wirklich böse gemeint. Gegenüber Leuten von außerhalb kann das schon mal zu Missverständnissen führen.
Die schönsten Blüten des Doatmunderisch sind aber die Geschwister „woll“ und „wonnich“. Um zu erklären, wie das Pärchen funktioniert, hier mal ein kleiner Exkurs ins Englische. „The weather is nice, isn’t it?“, würden die Angelsachsen sagen. Auf gut Doatmunderisch: „Wetter is gut, woll?“ So weit, so klar. Aber was, wenn es regnet? Da kommt Schwester „wonnich“ ins Spiel: „Wetter is nich gut, wonnich?“ Is doch ganz einfach, woll? Ach ja, und wenn das Wetter nicht gut ist, ist es übrigens „usselig“ und wenn es regnet, dann „plästert“ es.
Während „woll“ auch noch zum Beispiel in Unna, Schwerte und vor allem im Sauerland gesagt wird, ist „wonnich“ so dortmunderisch wie der Salzkuchen. Leider ist es vom Aussterben bedroht. Im Rest des Ruhrpotts heißen „woll“ und „wonnich“ übrigens einfach nur „ne?“ oder manchmal sogar „nä?“. Das wiederum klingt für echte Dortmunder Ohren irgendwie billig.